LESERBRIEFE zu «Neue Regeln für Velos» im «Bund» vom 5. August 04
Kostspielige «Effizienz»
Es ist einmal mehr spannend, wie Bern mit
den Velofahrenden umgeht. Statt endlich genügend gedeckte Abstellplätze
am Bahnhof zu bauen, werden wir schikaniert.
Wochenendaufenthalter können nicht
mehr mit dem Velo zum Bahnhof, da die Velos nach 4 Tagen beschlagnahmt
werden. Das kurze Einkaufen auf dem Heimweg von der Arbeit ist nicht mehr
möglich, weil sonst das Velo vor dem Einkaufsladen in der Bahnhofgegend
beschlagnahmt wird.
Statt den umweltverträglichen Verkehr
zu fördern, wird er in Bern mit allen Mitteln unterbunden. Offenbar
ist es einfacher, mit riesigem Aufwand per Video zu kontrollieren, Velos
zu beschlagnahmen, Schlösser zu knacken, Administrationsarbeiten zu
erledigen . . ., als Veloabstellplätze zu bauen.
Ich empfehle den Verantwortlichen in Bern,
diese Schnapsidee zu beerdigen und sich endlich an eine zukunftsgerichtete
Velopolitik zu machen und sie umzusetzen.
Dominik Bachmann, Bern
Als Velofahrerin und Pendlerin fahre ich
unter der Woche täglich mit dem Velo an den Bahnhof. Dieses Verkehrsmittel
überzeugt mich, weil es in der Stadt oft schneller als die öffentlichen
Verkehrsmittel ist, weil sich überall (zumindest bis jetzt) eine Veloabstellmöglichkeit
finden liess, weil es wenig Platz beansprucht und weil es energie- und
umweltfreundlich ist.
Die neue repressive Parkordnung und die
drastisch reduzierten Veloabstellmöglichkeiten rund um den Bahnhof
sind der falsche Ansatz einer Verkehrslenkungs-, Stadtplanungs- und Umweltpolitik.
Statt wie Gemeinderat Tschäppät die Ästhetik und Gestaltung
des Bahnhofplatzes im Auge zu haben und statt Gelder für die Kontrolle
der neuen Veloparkordnung auszugeben, sollte in Bern vielmehr eine nachhaltige
Energiepolitik mit der Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel
angestrebt werden. Angesichts der zunehmenden Nutzung des Bahnhofs (Rail
City und Bahn 2000) sind innovative Lösungen mit Zukunft gefragt.
Vorbild für eine «ästhetische» und zugleich velofahrer(innen)freundliche
Bahnhofs(platz)gestaltung könnte Basel sein, wo ein Veloparking unter
dem Bahnhofsplatz eingerichtet wurde.
Dabei müsste Bern den Bahnhofsplatz
nicht einmal mehr aushöhlen. Die Christoffelunterführung ist
an gewissen Stellen schlecht ausgelastet (beispielsweise am Ausgang zu
den Trams 3, 5, 9 in Richtung Bubenbergplatz) und liesse sich leicht als
Veloparking umnutzen.
Barbara Schmid, Bern
Videoüberwachung, Gebühren, Ordnungsdienst,
Weiterbildung, Beschäftigung . . . – sehr innovativ. «Gesamtschweizerisch
ein Novum.» Da kann man wirklich stolz auf unsere Stadtregierung
sein, die sich unter anderem grün nennt. Mit grossem Aufwand wird
ein Chaos angegangen. Höchste Zeit, bravo. Dazu ist eine neue Vollstelle
nötig, und für die Polizei kommt eine weitere wichtige Aufgabe
hinzu. Hier kann ruhig viel Geld für ein beeindruckend ausgeklügeltes
System ausgegeben werden, um mit Effizienz das Velofahren unattraktiv zu
machen.
Alexander Tschäppät und seine
Freunde fahren wahrscheinlich gratis Bern Mobil, nicht Rad. Wie sonst erreichen
sie den Bahnhof? Sie wissen offenbar nicht, dass es kein ökonomischeres,
ökologischeres, gesünderes, Platz sparenderes und geruch- und
lautloseres Fortbewegungsmittel als das Velo gibt, das ideale Fahrzeug
für die Stadt. Es bringt einen sozusagen von Tür zu Tür,
ohne dass man Hunderte Meter zu Fuss zurücklegen muss. Seine Förderung
wäre sehr effizient, wenn man den motorisierten Privatverkehr auf
der Strasse reduzieren und die Lebensqualität in der Stadt verbessern
wollte.
Nun gut, die Verantwortlichen ignorieren
den eigentlichen Sinn des Fahrrads, haben viel Geld zur Verfügung
und nichts Wichtiges zu tun. Und Bern hat eine neue Velo-Parkordnung, zum
Glück.
Nils Wimmer
Muri