BZ, Donnerstag, 4.4.2006


BAHNÜBERGANG MOOS BEI KÖNIZ

Nun lauern neue Gefahren

Die Stelle war gefährlich, zwei Menschen kamen dort ums Leben. Daher wurde der Bahnübergang Moos saniert. Doch nun beginnen bereits die Korrekturen – denn für Velofahrer sind neue Gefahren entstanden.

«Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dort etwa Schlimmes passiert», sagt Werner Ritschard. Der 56-jährige Bundesangestellte pendelt täglich mit dem Auto zwischen seinem Wohnort Niederscherli und seinem Arbeitsort Bern. Auf der Strecke zwischen Gasel und Köniz fährt er neben dem nagelneuen BLS-Bahnübergang Moos vorbei. «Dort ist es seit dem Umbau extrem eng geworden», sagt Ritschard. Velofahrer müssen auf der Schwarzenburgstrasse der Mauer des neuen Perrons entlangfahren und haben keinen Fluchtraum. Diese Mängel scheinen paradox. Denn schliesslich wurde der Bahnübergang Moos vor allem umgebaut, weil er gefährlich war: Hier starben zwei Menschen, ein weiterer wurde schwer verletzt, und es gab Blechschäden.

Kanton: «Überrascht»

Dass es eng geworden ist im Moos, haben auch die Behörden bemerkt. Daher wird das fast fertige Bauwerk nun bereits korrigiert. Der Grund: Die BLS habe «entsprechend den heutigen Usanzen» einen hohen Perron erstellt. Dies sei ursprünglich nicht vorgesehen gewesen, sagt Kreisoberingenieur Fritz Kobi. Der Kanton hat nun reagiert. Früher als geplant hat man die Höchstgeschwindigkeit von 60 auf 50 Stundenkilometer herabgesetzt. Das neue Geländer, welches vom Perron bis zur Strasse reichte, wurde gekürzt. Und: Laut dem Kantonsprojektverantwortlichen Adrian Gygli wird der enge Abschnitt für Auto- und Velofahrer deutlicher signalisiert.

BLS: «Seit 2003 bekannt»

Doch warum die aufwändige Kosmetik – schliesslich handelt es sich um ein Jahrhundertprojekt? Da sich die Normen der BLS während der Projektphase verändert haben, sei man vom fertigen Resultat überrascht worden, sagt Adrian Gygli. Dies wiederum überrascht die BLS. «Seit Herbst 2003 ist klar, dass die Perrons höher werden als ursprünglich geplant», sagt der BLS-Medienbeauftragte Hans Martin Schaer. Die Erhöhung auf 55 Zentimeter entspreche dem Behindertengleichstellungsgesetz.

«Eine Falle für viel Geld»

Wie viel die nachträgliche Anpassung kostet, konnte gestern niemand sagen. Der gesamte Umbau des Bahnübergangs Moos kostete 3,6 Millionen Franken. Davon werden zwei Drittel für die Verlegung des Niveauübergangs und den Umbau der Strassen verwendet. Diese 2,5 Millionen tragen BLS, Kanton und Köniz.

Trotz der Bemühungen ist Pendler Werner Ritschard überzeugt: «Hier hat man für viel Geld eine Falle gebaut.» Die Könizer Verkehrsdirektorin Katrin Sedlmayer ist da anderer Meinung. Die Situation habe sich «für alle massiv verbessert». Die Verengung führe dazu, dass die Autos langsamer fahren. Dies erhöhe die Sicherheit, so Sedlmayer.

Katharina Merkle
 
 

In den letzten anderthalb Jahren wurde der Bahnübergang Moos komplett umgebaut. Vorher warnte nur ein Blinklicht Autofahrer vor der herannahenden S2. Der Perron wurde nun dorfwärts verschoben, um die Zahl der Querungen der Bahngeleise zu reduzieren. Aus Kostengründen wurden aber die Bahngeleise nicht verlegt. Der Perron ragt daher in den Strassenraum hinein, welcher nun schmaler ist. kle
 
 

Quelle im April 2006: : http://www.espace.ch/artikel_196967.html