Bern, 14. Oktober 2000
Einsprache gegen Bauvorhaben Kreuzung Marzilistrasse/ Sulgeneckstrasse in Bern
Das Projekt scheint uns alles andere als durchdacht.
Hauptkritikpunkt bildet die aufgrund der Verlegung der Fussgängerinsel neue Spuraufteilung bei gleichzeitig unveränderter Knotengeometrie. Dadurch ergeben sich neue Gefahren für den Veloverkehr, die Sicherheit ist nicht mehr gewährleistet.
Obwohl Markierungen nicht direkt Gegenstand des Baugesuches sind, liegt es auf der Hand, dass ihre Festlegung immer Auswirkungen auf die baulichen Massnahmen hat und umgekehrt.
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Heute befinden sich auf der Knotenzufahrt Marzilistrasse zwei Spuren, je eine für geradeaus und eine für nach rechts. Nach Projekt gäbe es nur noch eine kombinierte Spur. Durch die Zusammenlegung der Spuren werden Velofahrende grösseren Gefahren ausgesetzt als heute.
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Die Rechtsabbiegebeziehung ist heute keine untergeordnete Verkehrsbeziehung, sondern ist sowohl von Velos wie Autos stärker frequentiert als die Geradeausbeziehung. Durch die heutige und geplante Knotengeometrie wird dies noch unterstrichen. Der Radius der "Ecke" Marzili-/Sulgeneckstrasse erlaubt bereits heute ein recht zügiges Rechtsabbiegen. Die geplante überaus grosszügige Inseldurchfahrt von 5.00m Breite (für eine Spur!) ist gegenüber dem heutigen Zustand eine starke Erweiterung und erlaubt sogar noch höhere Rechtsabbiege-Geschwindigkeiten als heute. Dadurch wären nicht nur geradeausfahrende Velos gefährdet, sondern auch FussgängerInnen, welche die Marzilistrasse oder die Sulgeneckstrasse auf dem Fussgängerstreifen queren wollen.
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Geradeausfahrende Velos müssten sich gegen den überwiegenden Strom von Rechtsabbiegern regelrecht durchsetzen. Ausserdem müssen sie für die Gewährung des Rechtsvortritts gegenüber der Sulgeneckstrasse mehr oder weniger stark abbremsen. Das Geradeausfahren von der Marzili- in die Sandrainstrasse käme somit für Velos faktisch einem Linksabbiegen gleich. Da dieses Manöver nicht mit einer Zeichengabe verbunden ist, wird sowohl die Spurlage der Velos wie auch das gedrosselte Tempo von nachfolgenden Autofahrenden nicht verstanden, was zu grosser Verwirrungen und heiklen Konfliktsituationen zwischen geradeausfahrenden Velos und rechtsabbiegenden Autos führen würde.
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Die zeitweise äusserst stark frequentierte Ein-/Ausfahrt für die Parkplätze im Bereich Dampfzentrale (Sommer, Anlässe) bliebe auch gemäss Projekt wie bisher nicht in den Knoten eingebunden, sondern würde wie eine vernachlässigbare private Hofeinfahrt behandelt und durch die Trottoiranpassung sogar noch stärker untergeordnet. Die Vortrittsregelung zwischen Linksabbiegern aus dieser Ausfahrt und Linksabbiegern aus der Sulgeneckstrasse ist nicht geklärt; Linkskreuzen geht aufgrund der Knotengeometrie kaum.
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Unter all diesen Umständen stellen wir die Beibehaltung der Rechtsvortrittsregelung in Frage.
Zusätzlich:
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Aufgrund der genügenden Breite der Marzilistrasse sowie des extrem grossen Verkehrsaufkommens an Velos im Sommer sind Radstreifen (1m80 breit) in beiden Richtungen auf der Marzilistrasse zu prüfen.
Wir erwarten, dass das Projekt in dieser Form zurückgezogen und grundsätzlich überarbeitet wird. Grössere Korrekturen sind wahrscheinlich unumgänglich.
Dem Projekt in der vorliegenden Form ist die Bewilligung zur Ausführung zu verweigern.
Das Projekt ist zu überarbeiten und in Bezug auf Sicherheit für den Veloverkehr zu verbessern.