Neue Regeln für Velos
Ab Montag gilt auf den Veloabstellplätzen beim Bahnhof Bern eine neue Parkordnung. Der Platz ist knapp – die Nachfrage gross: Auf den Veloabstellplätzen rund um den Bahnhof Bern ists eng. Ab Montag gelten zeitliche Beschränkungen und Verbote. Wer die Regeln missachtet, muss zahlen.
DANIEL VONLANTHEN
Die Stadt macht ernst mit der Umsetzung der neuen Velo-Parkordnung Bahnhof Bern: Ab Montag setzt sie die neuen Regeln in Kraft. Vorerst werden fehlbare Velofahrende und Motorradfahrende auf das neue Parkregime hingewiesen. Doch ab Ende August ist fertig lustig: Dann werden Schlösser geknackt, Fahrzeuge abtransportiert, Bussen und Gebühren kassiert. Schon vor längerer Zeit hatte die Stadt die Bewirtschaftung der Abstellfelder angekündigt.
Wichtigste Neuerungen – gar gesamtschweizerisch neu – sind das Halteverbot ausserhalb markierter Flächen und die Beschränkung der Abstelldauer auf vier Tage. Das Regime gilt vorerst in einem Perimeter entlang Bollwerk und Bahnhofplatz (siehe Plan), später soll der Geltungsbereich auf Schanzenbrücke und Hirschengraben ausgedehnt werden. Roller und Motorräder erhalten separate Flächen. Ein Ordnungsdienst wird die Regeln zusammen mit der Stadtpolizei durchsetzen.
Ein Bedürfnis nach Ordnung
Der Direktor für Planung, Verkehr
und Tiefbau, Alexander Tschäppät, begründete die Einführung
der Parkordnung mit den Veränderungen rund um den Bahnhof: Das neue
Bahnhofgebäude und die vorgesehene Umgestaltung des Bahnhofplatzes
blieben ästhetisch und funktional Stückwerk, «wenn nach
wie vor jede freie Fläche mit Velos belegt und Zugänge verstellt
sind». Das Velo sei zwar ein umweltfreundliches und wichtiges Transportmittel,
das weiter gefördert werden müsse. Pendlerinnen und Pendler sollten
ihr Velo bequem und ordentlich in Bahnhofnähe abstellen können,
so Tschäppät. Doch heute sei dies nicht möglich: «Rund
um den Bahnhof herrscht ein Velonotstand, um nicht zu sagen ein Chaos.»
Über 2500 Velos würden auf 1400 markierte Plätze gezwängt.
Laut Tschäppät ist das Bedürfnis nach zusätzlichen
Plätzen ebenso ausgewiesen wie das Bedürfnis nach mehr Ordnung.
Der neue Perimeter umfasst vorerst ein
Angebot von 740 Veloabstellplätzen. Bereits vorhanden sind zudem 200
gedeckte, kostenpflichtige Abstellplätze in der Velostation Bollwerk;
der Tagesansatz liegt bei einem Franken. Hinzu kommen 500 Plätze im
Milchgässli – diese Abstellfläche ist allerdings noch nicht gesichert:
Die Burgergemeinde als Besitzerin macht ihre Zustimmung von gewissen Zugeständnissen
der Stadt bei der Planung des Bahnhofplatzes abhängig. Summa summarum
– so die Stadtbehörde – resultiere nach dem Ausbau ein Plus von 200
Veloabstellplätzen. Ausserhalb der Markierungen gilt ein generelles
Abstellverbot. Roller und Motorräder erhalten – gemäss Auftrag
des Stadtrats – separate Abstellflächen. Die Stadt schafft Platz bei
der Heiliggeistkirche, am Bollwerk sowie auf der Bahnhofvorfahrt. Das Abstellen
ist gratis und – analog der Veloflächen – auf eine Maximaldauer von
vier Tagen beschränkt.
Schon bisher sorgten die Betreiber der
Velostationen Bollwerk und Schanzenbrücke für eine gewisse Ordnung
auf den Aussenflächen, indem sie ausgediente Schrottvelos wegräumten.
Der Ordnungsdienst wird ausgebaut: Mit einer digitalen Videokamera sollen
sämtliche Velos nach einem bestimmten Ablaufplan alle zwei Tage gefilmt
werden. Am Computer werden die Bilder verglichen; zu lange parkierte Velos
sollen so erkannt werden. Wie gross der Aufwand für diesen Pilotversuch
sei, «ist nicht leicht abzuschätzen», bekannte Stephan
Hirschi, Leiter der Velostation Bern. Das Team – Leute des Bereichs Weiterbildung
und Beschäftigung des Sozialamts Bern, wird um eine Vollstelle erweitert.
Die Stadtpolizei setzt das signalisierte Halteverbot durch, indem sie Schliessvorrichtungen
wenn nötig knackt und Velos abtransportiert.
Parksünder können ihr Velo gegen
Bezahlen einer Gebühr und Busse von 40 Franken bei der Polizei abholen.
Verrechnet wird ihnen zudem eine Einstellgebühr von 4 Franken pro
Tag. Fehlbare Roller und Motorradfahrer zahlen ein Mehrfaches.
Kritische Stimmen
Vorerst werde die Nachfrage das Angebot
übersteigen, sagte Christof Bähler, Leiter der städtischen
Fachstelle Fuss- und Veloverkehr. Er sei sich bewusst, dass der Ordnungsdienst
und die Bussen auch Unmut auslösen könnten.
Die Interessengemeinschaft IG Velo Bern,
die Junge Alternative (JA) und das Grüne Bündnis (GB) reagierten
verständnisvoll bis kritisch. Die Parkordnung dürfe nicht zum
Abschreckungsinstrument werden, so die IG Velo. Das GB verweist die Roller
auf Autoparkplätze. JA behält sich Massnahmen gegen die Parkordnung
vor.