von DANIEL VONLANTHEN
Dutzende Velos in Verbotszone
Seit gestern gilt auf dem
Bollwerk und am Bahnhofplatz die neue Parkordnung für Velos
Mitarbeiter der Velostation
Bollwerk haben gestern Velofahrende auf die neue Parkordnung beim Bahnhof
Bern aufmerksam gemacht. Noch werden die Sünderinnen und Sünder
geschont.
Velos und Roller auf den Parkfeldern bei der Heiliggeistkirche wurden auch gestern – trotz separaten Abstellflächen – wild durcheinander abgestellt. Dutzende Zweiradfahrzeuge befanden sich ausserhalb der markierten Flächen. Besonders hartnäckig hielten sich die Velos auf dem kleinen Stück Brachland unter den Bäumen bei der Taxivorfahrt. «Diese müssen allesamt verschwinden», sagte ein Mitarbeiter der Velostation Bollwerk. Gestern wurde die neue Parkordnung für Velos und Motorräder in Kraft gesetzt («Bund» vom 5. August). Jetzt obliegt es den Mitarbeitenden der Velostation, die Bewirtschaftung umzusetzen. Vorerst werden Sünderinnen und Sünder freundlich, aber bestimmt auf die Parkordnung aufmerksam gemacht. Doch in einigen Tagen ist die Schonfrist vorbei: Die Stadtpolizei wird falsch parkierte Velos wegräumen und erst gegen Bezahlen einer Gebühr und Busse wieder herausrücken.
Es hat noch freie Plätze
«Ich begrüsse diese Massnahmen»,
sagt eine Frau mittleren Alters, die eben ihr Velo bei der Heiliggeistkirche
parkiert. Es sei richtig, dass der beschränkte Platz jenen Velofahrenden
zur Verfügung stehe, die ihn tatsächlich benötigten. Voraussetzung
sei natürlich, «dass es genügend Abstellplätze gibt».
740 Gratisplätze sind für Velos innerhalb des Perimeters vorgesehen,
davon 240 neue. 200 geschützte Plätze zu einem Franken pro Tag
bietet die Velostation an. Gestern Mittag war die Station etwa zur Hälfte
ausgelastet. Freie Gratisplätze gab es auch am Bollwerk zwischen Speicher-
und Aarbergergasse – in einigen Schritten Entfernung zum Bahnhofeingang.
Stephan Hirschi, Leiter der Velostationen
Bollwerk und Schanzenbrücke, Verantwortlicher des entsprechenden Beschäftigungsprogramms,
zeigte sich zuversichtlich: «Unsere Leute gehen mit der nötigen
Sensibilität ans Werk.» Das Kontrollteam muss jene Velos erkennen,
die zu lange am gleichen Ort parkiert sind, und diese der Polizei melden.
Es stützt sich dabei auf Videoaufnahmen. Die neue Ordnung erlaubt
eine maximale Parkdauer von vier Tagen.
Hirschi verhehlte nicht, dass die Parkordnung
zu einer gewissen Verknappung des Angebots führe. Gemäss jüngsten
Erhebungen gibt es im Perimeter derzeit etwa 200 überzählige
Velos, die auf nicht markierten Feldern stehen.
«Repressive Parkordnung»
Nebst dem offiziellen Flugblatt der Behörde,
auf dem die neue Parkordnung erklärt ist, erhielten viele Velofahrende
gestern auch ein Flugblatt der Gegner: Die Jungparteien Juso und JA protestieren
gegen die «repressive Parkordnung». Sie fordern «genügend
gebührenfreie Veloparkplätze» an zentraler Lage. «Die
neue Parkordnung schreckt die Bevölkerung vor der Nutzung des Velos
ab», heisst es auf dem Flugblatt. Ziel einer umweltfreundlichen Stadt
müsse aber sein, den Anteil an Velofahrenden weiter zu erhöhen.
Für den 23. August rufen die Gegner zu einer Kundgebung auf. Noch
nicht reagiert hat die Lobby der Motorradfahrer, die einen Teil der alten
Plätze aufgeben muss. (dv)