Der Bund, Dienstag, 10. August 2004, Ressort Stadt & Region


von DANIEL VONLANTHEN

 
Dutzende Velos in Verbotszone
 

Seit gestern gilt auf dem Bollwerk und am Bahnhofplatz die neue Parkordnung für Velos
Mitarbeiter der Velostation Bollwerk haben gestern Velofahrende auf die neue Parkordnung beim Bahnhof Bern aufmerksam gemacht. Noch werden die Sünderinnen und Sünder geschont.

Velos und Roller auf den Parkfeldern bei der Heiliggeistkirche wurden auch gestern – trotz separaten Abstellflächen – wild durcheinander abgestellt. Dutzende Zweiradfahrzeuge befanden sich ausserhalb der markierten Flächen. Besonders hartnäckig hielten sich die Velos auf dem kleinen Stück Brachland unter den Bäumen bei der Taxivorfahrt. «Diese müssen allesamt verschwinden», sagte ein Mitarbeiter der Velostation Bollwerk. Gestern wurde die neue Parkordnung für Velos und Motorräder in Kraft gesetzt («Bund» vom 5. August). Jetzt obliegt es den Mitarbeitenden der Velostation, die Bewirtschaftung umzusetzen. Vorerst werden Sünderinnen und Sünder freundlich, aber bestimmt auf die Parkordnung aufmerksam gemacht. Doch in einigen Tagen ist die Schonfrist vorbei: Die Stadtpolizei wird falsch parkierte Velos wegräumen und erst gegen Bezahlen einer Gebühr und Busse wieder herausrücken.

Es hat noch freie Plätze

«Ich begrüsse diese Massnahmen», sagt eine Frau mittleren Alters, die eben ihr Velo bei der Heiliggeistkirche parkiert. Es sei richtig, dass der beschränkte Platz jenen Velofahrenden zur Verfügung stehe, die ihn tatsächlich benötigten. Voraussetzung sei natürlich, «dass es genügend Abstellplätze gibt». 740 Gratisplätze sind für Velos innerhalb des Perimeters vorgesehen, davon 240 neue. 200 geschützte Plätze zu einem Franken pro Tag bietet die Velostation an. Gestern Mittag war die Station etwa zur Hälfte ausgelastet. Freie Gratisplätze gab es auch am Bollwerk zwischen Speicher- und Aarbergergasse – in einigen Schritten Entfernung zum Bahnhofeingang.
Stephan Hirschi, Leiter der Velostationen Bollwerk und Schanzenbrücke, Verantwortlicher des entsprechenden Beschäftigungsprogramms, zeigte sich zuversichtlich: «Unsere Leute gehen mit der nötigen Sensibilität ans Werk.» Das Kontrollteam muss jene Velos erkennen, die zu lange am gleichen Ort parkiert sind, und diese der Polizei melden. Es stützt sich dabei auf Videoaufnahmen. Die neue Ordnung erlaubt eine maximale Parkdauer von vier Tagen.
Hirschi verhehlte nicht, dass die Parkordnung zu einer gewissen Verknappung des Angebots führe. Gemäss jüngsten Erhebungen gibt es im Perimeter derzeit etwa 200 überzählige Velos, die auf nicht markierten Feldern stehen.

«Repressive Parkordnung»

Nebst dem offiziellen Flugblatt der Behörde, auf dem die neue Parkordnung erklärt ist, erhielten viele Velofahrende gestern auch ein Flugblatt der Gegner: Die Jungparteien Juso und JA protestieren gegen die «repressive Parkordnung». Sie fordern «genügend gebührenfreie Veloparkplätze» an zentraler Lage. «Die neue Parkordnung schreckt die Bevölkerung vor der Nutzung des Velos ab», heisst es auf dem Flugblatt. Ziel einer umweltfreundlichen Stadt müsse aber sein, den Anteil an Velofahrenden weiter zu erhöhen. Für den 23. August rufen die Gegner zu einer Kundgebung auf. Noch nicht reagiert hat die Lobby der Motorradfahrer, die einen Teil der alten Plätze aufgeben muss. (dv)